Es ist schön, dass Inspiration um mich herum liegt. Das musste ich am Wochende schmerzhaft erkennen.
Ich hatte bis Samstag noch nicht viel geschrieben oder an meinen Projekten gearbeitet. Es sind mir andere Hobbys und Aufgaben dazwischen gekommen. Die Nachricht um den Angriff der Hammas auf Israel hat aber etwas in Gang gesetzt.
Zuerst habe ich nur unaufmerksam den Nachrichten zugehört. So wie ich es oft mache, mit Ohrsteckern läuft Radio im Hintergrund. So habe ich die Schwere und Bedeutung der Nachricht über den Überfall nicht sofort erfasst. Es hat bis zum Abend gedauert, bis in der Tagesschau Bilder vom Krieg gezeigt wurden und ich endlich verstanden hatte, was eigentlich gerade in der Welt da draußen los ist.
Später habe ich auch noch den Blickpunkt der ARD gesehen und wie die Journalisten aus dem Krisengebiet berichten. Sichtbar von der Situation und der Überraschung mitgenommen, müssen sie die Welt informieren. Im Studio in Hamburg war aber der Studioleiter des ARD-Studios in Tel Aviv anwesend. Es war fast ein ganzer Tag seit den ersten Angriffen vergangen. Und er stand dort im Studio.
Ich fragte mich, was er wohl in den letzten Stunden, an diesem Tag erlebt hatte. Das war eine Geschichte, die mich fesselte. Sofort begann ich die ersten Notizen zu machen und mir Teile der Story vorzustellen.
Ich bin noch nie in Israel gewesen, während des Religionsunterrichts in der Schule habe ich den Geschichten aus dem „heiligen Land“ gerne gelauscht, bin aber insgesamt als unreligiöser Mensch aus dem ganzen heraus gegangen. Es hat aber mein Interesse an dem schon ewig schwelenden Konflikt geweckt.
Meine Geschichte soll sich gar nicht mit den Hintergründen beschäftigen, denn dazu scheint mir die Kernidee zu austauschbar. Es ist eine Story, die wir schon hunderte Male in Thrillern gesehen und gelesen haben. Gerade da Journalisten defakto nachrichtendienstlich arbeiten und ähnlich wie Spione und Geheimagenten auf eine darauf ausgelegte Infrastruktur zurückgreifen können. Entsprechend handelt meine Geschichte von dem Studioleiter und seinen Erlebnissen auf dem Weg nach Hamburg.
Ich lasse den Konflikt und die Geschehnisse aktuell aus, da das Ergebnis nicht zu lang und vor allem austauschbar bleiben soll. Es geht mir um die Struktur und die damit verbundene Schreibübung.
Mir ist bewusst, dass in Isreal Menschen sterben, verschleppt wurden und sich auf der Flucht befinden. Und alle diese Menschen befinden sich in Angst. Unfähig zu handeln und in manchen Fällen kaum in der Lage sich selbst zu helfen, müssen sie mit der Realität klar kommen.
Ändern kann und werde ich mit meiner Geschichte nichts. Weder an dem Konfilkt noch an den Menschen. Ich bin mir darüber sehr bewusst und schäme mich sogar dafür, dass ich den Ausbruch des Krieges als Inspiration nutze. Aber es ist genau das, was mich gerade am Schreiben hält und – leider – auch Spaß macht.
Ich möchte versuchen, in den nächsten Tagen diese Geschichte weiter zu schreiben. Bis Ende Oktober soll ein etwas zwanzigseitiger Entwurf stehen. Wieder keine lange Geschichte. Noch nicht, denn ein Roman ist nicht das richtige Medium für diese Art Story. Eine Novelle? Vielleicht. Am besten wäre aber sicherlich ein Film. Vor meinem inneren Auge fügen sich die Bilder zusammen. Es gefällt mir und fühlt sich gut an. Leider nehme ich mir aber zu wenig Zeit zum Schreiben…
…und das schon seit einigen Tagen. Entsprechend haben auch die anderen Projekte gelitten:
- Otto: Kein Fortschritt. Ich habe seit letzter Woche nicht mehr gelesen.
- Nepomuk: Kein Fortschritt. Ich habe seit letzter Woche nicht an der Storyline gearbeitet.
Für die neue Geschichte, meinen Reporter-Thriller, fehlt mir noch ein Titel. Einen (vorläufigen) Namen des Protagonisten habe ich. Auch ein Cast steht schon. Mir ist aber heute aufgefallen, dass ich dem Protagonisten mal wieder den Namen „Karl“ verpasst habe. Ich mag den Namen und habe ihn auch in einer meiner ersten Geschichten verwendet: „Die nicht so berauschenden Abenteuer von Karl Brach“, einer Science Fiction Komödie, stark inspiriert von Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Geschichte“ und bisher nur ein paar Seiten lang.
Naja, jetzt heißt der Mann erstmal „Karl Getlein“. Und ob das so bleibt, sehen wir dann.