Die Zeit der unbequemen Wahrheiten ist gekommen. Es tut mir wirklich innerlich weh, aber ich muss eingestehen: Ich werde den NaNoWriMo nicht gewinnen können.
50.000 Wort in einem Monat zu schreiben ist ein hohes Ziel. Es ist schwer genug zu erreichen, aber nicht unerreichbar. Es ist machbar, wenn man pro Tag 1.667 Worte schreibt. Dann ist es möglich. Es ist aber nicht möglich, den NaNoWriMo „zu gewinnen“, wenn man wesentlich weniger schreibt.
Mein Entwurf von „Nepomuk der Hausgeister“ (immer noch ein Arbeitstitel) hat aktuell einen Umfrang von 18.919 Worten. Das reicht nicht.
Ich habe in den letzten Wochen eindeutig zu wenig geschrieben. Mein Durchschnitt liegt bei gerade knapp 800 Worten pro Tag. Das Delta aufzuholen, den „Vorsprung“, den der Monat schon vor mir hat ist unmöglich.
Meine aktuelle Situation ist von viel Stress und Problemen geprägt. Ich arbeite in meinem Job an mehreren Projekten und mit mehreren Teams gleichzeitig. Alle erfordern gerade eine gewisse Aufmerksamkeit und die vielschichtigen Herausforderungen, Konflikte und Aufgaben müssen bearbeitet und aufgelöst werden. Ich bin, auch durch meine Aufschieberei und das ewige Warten und Zögern, nicht an dem Punkt, an dem ich sein könnte. Und das alles kommt nun darauf zurück, dass ich nicht in dem Umfang schreibe, wie ich es mir vorgenommen habe.
Die knapp 20.000 Worte, die ich bis heute geschrieben habe, sind in Anbetracht meines restlichen Lebens schon in sich ein Erfolg. Das haben mir auch schon andere gesagt und ist etwas worauf ich aktuell stolz bin. Das Ziel nicht zu erreichen ist aber ein großer Wehrmutstropfen.
Ich stecke aber den Kopf nicht in den Sand. Das hilft nie. Ich muss bloß meine Ziele anpassen und meine Erfolge feiern. Denn die – auch wenn ich diese nur in Teilen so beabsichtigt habe – sind bemerkenswert und stimmen mich froh.
Ein Teilziele des NaNoWriMo, dieser ganzen Erfahrung, war auch meinen Prozess zu testen und zu schauen, ob ich schnell, in einem Monat, einen Entwurf schreiben kann. Ich wollte Anfang des Monats wissen, ob und wie es funktioniert, wenn ich mich auf die Story vorbereite und den Verlauf der Geschichte gut plane.
Allein die Vorbereitung war schon Lernerfolg. Dazu kommt jetzt auch noch die Erkenntnis, dass ich meinen Text sehr schnell entstehen lassen kann, wenn ich weiß, worüber ich schreiben will.
Ich habe heute zwei Sprint geschrieben. Einer war knapp 20 Minuten lang und wurde von Martin Miller begeleitet (90s Medley for the win). Den zweiten begeleitete Caroline Polachek und dauerte knappe 18 Minuten. Allein in der Zeit schaffte ich es genau 980 Worte zu schreiben. Selbst auf der Fahr von Köln nach Sinzig am Freitag konnte ich 1.140 Worte raushauen. Das ist schnell – zumindest für mich.
Der Gedanke, dass ich pro Tag „nur“ eine gute Stunde schreiben muss, um das Ziel von knapp 1.700 Worten zu erreichen, bleibt. Es ist machbar und für mich sehr gut möglich sogar mehr zu erreichen. Wenn ich zum Beispiel einen Sprint in den Nachmittag oder in den Morgen lege.
Das geht aber nur, wenn mein Umfeld das auch erlaubt. Und das ist die traurige Wahrheit: Aktuell erlauben es mir mein Job und die verschiedenen Projekte und Aufgaben in meinem Leben es nicht, das Pensum zu halten. Es wird wieder einfacher, das merke ich. Aber November ist für mich definitiv nicht der Monat, um einen Romanentwurf im NaNoWriMo zu schreiben. Es muss ja nicht unbedingt der November sein – ein Monat der eigentlich jedes Jahr sehr stressig und voller Aufgaben und Projekte was und sein wird.
Ich bleibe an Nepomuk dran. Ich gebe mich nicht geschlagen. Aber ich weiß sehr sicher, dass ich die Last von meinen eigenen Schultern nehmen kann. Ich muss dieses selbstgesteckte Ziel nicht erreichen. Was eigentlich ein „non-negtioable“ sein sollte, zeigt sich gerade als das einizg verhandelbare meiner Projekte.
Was aber non-negotiable bleibt ist, jeden Tag schreiben zu wollen. Auch das hat in der letzten Woche auf Grund einer Reise nach Berlin und einer Erkälrung nicht gut funktionert. Es ist aber etwas, an dem ich festhalten kann. Es müssen ja nicht 1.700 Worte pro Tag– oder gar 8.00 pro Tag bis zum Wochenende – sein. Ich möchte aber trotzdem daran festhalten und das fortsetzen, was in den letzten Wochen und Monaten endlich mal gut funktioniert hat: das Schreiben.